Fotoschein

Es scheint so.

Nur ein Schein, dass es so lange her ist, wenn ich Fotos von dir in meinen Händen halte. Die Fotos selbst sind Ursache des Scheins und der Zeit, weil sie ein Datum tragen und mich wissen lassen, dass es fast ein Jahr her ist. Fühlen lässt sich das nicht. Mein Fühlen ist gerade beim Betrachten der Fotos losgelöst von einer Dauer. Jetzt gerade noch warst du da. Jetzt gerade eben bist du gestorben 

Fotos aus einer Zeit, in der es uns absolut egal ist, dass wir nichts hatten, als uns und damit alles. 

Die Fotos in einem Album. Das Album gekauft. Die Zeit darin lässt sich weder kaufen noch messen. Sie zählt aber. Wiegt mehr als alles andere. Mehr als das Jetzt. Mehr als der Rest außerhalb dieser Zeit, die unsere war.


Die Zeit scheint mir auf uns alle methodisch aufgeteilt.

Die einen wachsen mit ihr. Die anderen werden von ihr erdrückt. Und dann gibt es diejenigen, denen sie alles gestohlen hat und sie sterben daran. 


Diese alten aber zeitlosen Fotos. Deine Kindergeschichten, lustige Geschichten und der Ernst des Lebens. 

Ich öffne das Album. Die mir vertraute und immer noch, an vielen Stellen unbekannte Welt. Wir lebten alles so, als ob damals ein Traum wäre. Als ob damals ein Albtraum wäre. 


Und jetzt gibt es nur dieses Album. Und die Zeit. Und nur im Album all dies in einer Reihe. Mit Datum. Verkehrte Welt. Wen hat die Zeit bestohlen? Wen beschenkt? Es ist ein Schein, dass es so lange her ist. Fast ein Jahr - nur Schein. Ich halte ihn, den Schein in den Händen. Wie ich dich hielt.. auf den Fotos. Ein Schein..

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