17. April 2024
Trauer hat viele Gesichter heißt es.. Die Trauer um dich hat mein Gesicht verändert - wie ein kleiner sichtbarer Ausdruck davon, dass ich im Ganzen verändert bin. Meine Augen haben immernoch dieselbe Farbe, aber ihren Glanz in eine Nuance von Grau getaucht. Meine Mundwinkel schaffen nicht mehr den Bogen so groß, wenn ich lächle. Mein Lachen ist, so herzlich es auch sein mag, nicht mehr unbeschwert. Im Nachklang ein unhörbares Seufzen. In meine Haut sind Falten atemraubender Todesangst um...
12. April 2024
Ein Teil von mir ist immernoch an deinem Sterbebett. Ist immernoch im Krankenhaus bei der ersten Diagnose. Und bei der letzten Prognose. Beide waren sie eigentlich falsch aber das spielt keine Rolle (mehr). Ich bin immer noch mit einer Kammer meines Herzens da, wo mir meins gebrochen wurde und deines untersucht. Wo ich dich halte, fester als mir und dir lieb ist, weil irgendwas über und mit und auf deinem kleinen Körper passieren muss. Ich bin ein Stück dort, weil du nicht hier bist. Ich...
10. April 2024
Mein Kind, mein geliebtes kostbares Kind heute ist seit langem wieder ein Tag, an dem ich nicht aufhören kann zu weinen. Ein paar unterdrückte Tränen gleich nach dem Aufwachen. Ganz viele beim Yoga. Noch mehr mittags kuschelnd mit deiner Schwester im Bett. Sie drückte ihren kleinen Zeigefinger an meine Wange um sie aufzufangen ohne zu fragen, warum ich weine. Du hast es auch nie getan und einfach mit deinen Händchen solange mein Gesicht abgeklopft bis nichts mehr nass war und ich lächeln...
30. März 2024
Was aus Ostern geworden ist: ewiger Karfreitag. Gekreuzigt ohne Auferstehung. "Beginnende Lähmung der rechten Gesichtshälfte" stand im Arztbrief, den ich erst Monate später nach deinem Tod gelesen habe. Am einem Karfreitag war es so lähmend, dass ich auch heute erstarren könnte daran denkend. Der Tumor war so groß wie dein halbes Köpfchen, während dein kleiner Mund trotzdem ein Lächeln zu formen versuchte. Wie du lächelst und es aber nicht danach aussieht, dieser Moment - ein weiteres...
29. März 2024
Um sieben Jahre ist der Busch im Garten mit nun zarten neuen Knosten gealtert. Nein, gewachsen. Irgendwie prachtvoll sieht er aus. Und während ich ihn fast bewundere, schleicht sich unscheinbar Wut an. Wie kann er nur wieder zu blühen anfangen? Wie konnte er nur weiter altern, wachsen nachdem es keinen Frühling mehr für ihn mit dir gab? Ich hänge die alten Plastikostereier auf. Die von dir. Sie sind viel zu wenige. Der Busch ist nämlich auch sieben Jahre "größer". Sieht irgendwie...
26. März 2024
Nur du. Es gab eine Zeit, da war alles lebendig, was ich jetzt von dir auf Bildschirmen und Seiten von Fotoalben sehe und ich kann es kaum glauben. Ein NUR schwingt mit, das gewesenes irgendwie abwertet, weil du nicht mehr da bist. Weil es nur noch Fotos sind und das Nur Erinnerungen schaffen soll über das, was war ohne an das Jetzt anknüpfen zu können. Da ist ein Schluss, ein Ende, ein letztes Foto, das es niemals geben sollte und dann ein Nichts, eine Leere, keine Brücke, höchstens ein...
15. März 2024
Ich habe ein Leben gelebt und lebe ein zweites irgendwie. Eine Zahl ist da nicht wirklich von Bedeutung, nur der Tag selbst. Ein Rückblick auf heute. Auf 35 Jahre. Auf zwei mit dir, mein geliebtes kostbares Kind, die für immer reichen müssen. Ein Wunscherfüllerlicht hattest du mir zum 28. Geburtstag geschenkt. Mein einzigster, innigster Wunsch, dich am Leben zu erhalten, ging nicht in Erfüllung. Seitdem tue ich mich wirklich schwer mit Wünschen - zerbrechliche Seifenblasen, die bunt...
08. März 2024
Wie oft musste ich ausprechen, dass du tot bist ehe ich es selbst begriffen hatte. Wirklich aussprechen - laut und deutlich, um mich selbst das Unsagbare sagen zu hören. Ich habe es getan für mein eingenes Verstehen. Immer ein Nebensatz.. Ja, ich habe ein Kind. Es ist vor.. verstorben. Das auf dem Foto ist meine Tochter, sie wäre jetzt .. Jahre alt. Fühlen musste ich es ohnehin in jeder Sekunde. Es nicht nur zu denken, sondern auszusprechen, war von größter Bedeutung. Im Schweigen...
27. Februar 2024
Mein kleines Mädchen, kleine Schwester, nun ist sie drei und ich weiß nicht, wen ich meine, wenn ich "mein kleines Mädchen" sage. Große Schwestern, die nicht größer werden, sind für dreijährige nicht so ganz zu begreifen. Aber für Mamas und Papas auch nicht, erkläre ich. Sie ist jetzt groß, meint sie. Also rufe ich ihr zu "mein großes Mädchen". Heute zumindest. Eng wird es in der Brust. Alles zieht sich zusammen. Die unbändige Freunde über ihr Wachsen, darüber dass ich ihr dabei...
23. Februar 2024
Nur zwei Tage später endete unser Urlaub auf dem Parkplatz der Kinderklinik. Unausgepackte Koffer und der Krebs, der wieder da war im Gepäck. Ich habe es gewusst, in den Nächten vorher getastet mit rasendem Herzen und langsamen Fingern. Das war ein Knötchen, das fühlte sich an, wie die, die ich schon Mal ertastet hatte - ein Dejavu. Ich brauchte kein Ultraschall und kein MRT, aber die Gewissheit für weitere Schritte. Und dann kam sie. Die Gewissheit. Zwei Chefärzte. Ein zum Stillstand...

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