Ohne Auferstehung

Was aus Ostern geworden ist: ewiger Karfreitag. Gekreuzigt ohne Auferstehung.

"Beginnende Lähmung der rechten Gesichtshälfte" stand im Arztbrief, den ich erst Monate später nach deinem Tod gelesen habe. Am einem Karfreitag war es so lähmend, dass ich auch heute erstarren könnte daran denkend.

Der Tumor war so groß wie dein halbes Köpfchen, während dein kleiner Mund trotzdem ein Lächeln zu formen versuchte. Wie du lächelst und es aber nicht danach aussieht, dieser Moment - ein weiteres Kreuz, das ich seither als Erinnerung trage.

Am einem Ostermontag standen wir vor der Kinderkrebsstation, in die wir nie zurück kommen sollten, hätte die Immuntherapie gewirkt. Dieser Moment, resignieren und ein letztes Mal hoffen, dass ein Experiment dein Leben retten kann - ein Kreuz, das ich seither als Erinnerung trage.


Mögen auch so viele an der frohen Botschaft hinter Ostern Hoffnung empfinden, ich wurde eines besseren belehrt. An Ostern selbst. Und ich nahm es an als das, was es für mich ist: ewiger Karfreitag.


Ich gieße Ostereier aus Plastik, weil du es getan hast und habe sie nur aufgehängt, weil deine Geschwister "ein Fest feiern" wollen und sollen.

Ich schmücke und bemale Eier bunt, wissend dass ich meine Kreuze trotzdem trage aber die zwei sich einfach darüber freuen.

Ihnen wird im Kindergarten die Auferstehungsgeschichte erzählt und ich werde ihnen erzählen müssen die unsere über Ostern mit der Kreuzigung, die zu keiner Auferstehung führte.

Ich verstecke Eier für sie im Garten, wie einmal für dich und ersticke meine Tränen in ihren lächelnden Gesichtern. Ohne Lähmung. Nur für einen kurzen Moment erstarrend, an die Kreuze denkend, die ich trage.





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