Artikel mit dem Tag "Verwaisteeltern"



31. Dezember 2024
Über die Jahre Ausgesetzt in ein sinkendes Boot Trieb ich Und trieb trotzdem weiter an ein weit entferntes Ufer Die peitschenden Wellen besänftigte ich mit Tränen Ich brachte Nebelburgen zum stürzen, deinen Namen in der Kälte leise hauchend bis mein Atem selbst zum Nebel wurde An der wärmenden Sonne verbrannte ich mir die Finger, deine schon lang kalt gewordenen Hände greifend Ich nährte mich von der Sehnsucht, die nie satt machen kann und trank aus dem bodenlosen Kelch der Traurigkeit...
14. Dezember 2024
Erste große Operation und ein 16-Monate altes Kind. Mein Kind. Mein krebskrankes Kind. Du, mit einem Zugang und dem roten Verband um die Nadel. Bald hattest du dich gewöhnt an die Zugänge und Stiche. Aber dieses eine Mal, ganz am Anfang war es schrecklich und sticht heute immer noch bei mir. Was hatte man dir zugemutet? Und mir, dass ich dir zumuten musste.. während ich nur dachte, dich fest in meinen Armen davon zu tragen, zu fliehen bis zum Mond und noch weiter. Flucht oder Kampf -...
06. Dezember 2024
Die letzte Tag des Dezembers als wir noch einen hatten, der auch dieses Jahr da draußen stattfindet - einen ganz normalen mit Vorweihnachtsstress, Plätzchenduft und Schlittenfahren. Es sind der letzte Tag bevor der Dezember einen Bruch bekommt - geschwollener Lymphknoten, Kinderarzt, Ultraschall, Radiologie, Kinderkrebsstation, Operation.. die erste. Während die Adventkalender vorwärts zählen und die Kerzen von eins bis vier, läuft mein Dezember rückwärts ab. Wenige Fotos von wenigen...
01. Dezember 2024
Die Adventszeit ist geprägt. So wie wir es sind. Von Erinnerungen an die erste Kerze, die brennt. Von "wir sagen euch an eine heilige Zeit" - Gesinge und selbstgebackenen Keksen im Adventskalender. Davon, dass nur zwei Kerzen gebrannt hatten und du aufeinmal im Operationssaal lagst wie der Zimtduft überall. Davon, dass die Kekse blieben, wo sie waren und der Adventskalender nie geleert worden ist, weil die heilige Zeit, von der sie alle immernoch sprechen, größtes Unheil gebracht hatte....
30. November 2024
Wo bist du!? in all dem, was gerade passiert. Du bist tot aber das ist nicht die Antwort. Immerfort suche ich, obwohl die Antwort am Ende immer dieselbe ist - überall, in allen Dingen, irgendwie, irgendwo zeigt sich das Puzzleteil, das du gereicht hast, damit wir weiter an dem großen Ganzen bauen können. Bauen Lego und Häuser aus Karton. Bauen Gedanken an dich zu Tränenburgen und werfen sie wieder um Bauen aus Lachen, an dich denkend, Schlösser und trauen uns zu träumen.. Dass du da...
04. November 2024
Habe euch ganz schön vermisst, so alleine in der Wohnung. Und das Einschlafen im Familienbett, wo weder rechts noch links jemand liegt, ist mir schwer gefallen... erzähle ich auf Nachfrage beim Abendessen. Im Zwei-Personen-Kinderchor tönt es "wir dich auch, Mama". Ich lächel. "Und wenn Papa morgen auch wieder zuhause ist, dann sind wir vollständig" fügt E. hinzu. Ein Nicken meinerseits, das sich zu einem Kopfschütteln entwickelt wird gar nicht bemerkt, schon schüttelt er selbst den Kopf...
03. November 2024
Dir einen Kuss zu geben Auf einem Bilderrahmen - fühlt sich kalt an, das Glas zwischen meinen Lippen und deinem Abbild Auf dem Kalender mit deinem Foto darauf - es riecht nach Druckfarbe und Papier ist auch nicht viel wärmer als Glas Dir einen Kuss zu geben indem ich eins deiner Kuscheltiere in mein Gesicht presse indem ich mir meine Handfläche auf die Lippen drücke und all die Wärme mit einem Luftkuss weg luste ins Nirgendwo, ins Irgendwo der Ewigkeit
05. Oktober 2024
Die Ruhe nach dem Sturm Ich finde die Tage vor dem Todestag schwerer als den Tag selbst. Und danach kehrt ein Gefühl der Ruhe ein, das aber eine gemeine Wehmut in sich hat, es geschafft zu haben. Gleichzeitig wissend, dass nichts geschafft ist. Dass einfach nur ein Jahr seit deinem Tod vorbei ist und ein neues beginnt.. Wie Neujahr nach Silvester mit einem Kater von zu viel Feiern und Schlafmangel als wir Silvester noch gefeiert haben. Ich habe überlebt. Ein weiteres Jahr. Und das kann nach...
30. September 2024
Ein lila gewordes Blatt in deiner Hand, die es mit allerletzter Kraft hielt, umschloss. Ein zufriedener Blick, bevor du die Augen wieder geschlossen hast um weiter zu schlafen. Ich hatte dir den Herbst an dein Sterbebett geholt für diesen Augenblick. Mit dem lila Blatt aus unserem Garten. Nicht gelb, nicht braun, nicht rot - lila werden die Blätter - hast du mir mal erzählt. Und ich gab dir nun Recht mit Tränen, die schon auf meinen Lippen gelandet waren und dem Blick auf die deinen und dem...
28. September 2024
Jedes bunt geworden Blatt ist ein Zeuge, dass du gestorben bist während die Blätter sich färbten. Erinnern mich daran, während sie unter meinen Füßen rascheln und ich manchmal immer noch staune, wie viele Schritte schon gegangen sind seit deinem letzten Herbst. Eigentlich würde ich den Herbst mögen mit all seiner Farbenfracht, dem Geruch nach Moos im Wald und Kürbissen, die unsere Terrasse hübscher aussehen lassen. Es fällt mir schwer. Wie etwas schön finden, dem Erinnerungen an das...

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