Ich bin mittendrin in meinem neuen Leben. Einem mit neuen Menschen, die mir wirklich begegnet sind und die ich nicht einfach nur kennen gelernt habe. Ich erzähle von Lea und davon, warum ich hier bin - in der Runde von 20 weiteren Menschen, die eine Yogalehrerausbildung machen. Meine Beweggründe sind andere. Eine fremde Frau legt mir ihre Hände auf meine Schultern und hält aus und hält mich.
Ich nehme diese Begegnung mit und das Halten und als ich im Bett erinnere ich mich, wie mir schon Mal eine fremde Frau Hände auf die Schultern gelegt hatte:
Noch einmal begegne ich der jungen Artzin auf dem Flur in der Klinik in Tübingen, nachdem sie mir sagt, dass die Immuntherapie nicht die gewünschte Wirkung zeigt, kurz bevor wir dann einfach nach Hause fahren. Oh ja! Schnell weg hier, fliehen in die Geborgenheit des Heimes. Sie sagte, dass wäre gut, dass wir es einsehen und der Chefarzt wird mit uns telefonisch alle weiteren Möglichkeiten besprechen.
Ich merke wie ihr Mitgefühl und ihre eigene Angst sich wie ein Mantel um mich legt. Sie legt mir ihre Hände auf die Schultern und dann frage ich verzweifelt und doch sehr ersthaft: Sagen Sie mir bitte, wie ich das ertragen soll?" Was wollte ich hören? Dass sie sagt, das kann man nicht aushalten - Sie dürfen auf der Stelle tot umfallen. Oder mir eine Bedienungsanleitung gibt? Sie nimmt ihre Hände von meiner Schulter,
legt sie übereinander gefaltet auf ihren Mund,
vermutlich, damit die Tränen nicht „hörbar"
werden. Sie laufen ihr langsam - wie in Zeitlupe- die Wangen herunter und sie sagt kopfschüttelnd ich weiß es nicht, ich weiß es einfach nicht". Ich presse meine Lippen aufeinander, sodass mein Kinn leicht zu zittern beginnt und dann kommen meine Liebsten schon den Flur entlang und wissen noch von nichts.
Ich lege meine Hände auf die Schultern meines Mannes: wir können nach Hause, sage ich zitternd und er ahnt.
Hände auf meinen Schultern, die aus-halten. Kleine Dinge, die die größten geworden sind. Heute wurde ich daran erinnert.
(November 2018)
Kommentar schreiben