Hände.Reichen

Du hast mich an die Hand genommen, an einem Punkt, wo ich dachte, dich gänzlich zu verlieren. Da, wo ich dachte nach einem Jahr kommst du mir ganz abhanden, weil ich versinke in einer Tiefe, in die keine Hand mehr gereicht werden kann. Und doch geht es hier weiter und irgendwie ist es gar nicht mehr so tief. So schnell wurde daraus ein Weitergehen. Ich sah es nur nicht... Ich sah nicht die Hände der anderen, durch die du mich erreichst.


Jetzt sehe ich und fühle wieder und vertraute


auf die Richtigkeit der Abfolge meiner Schritte


und überlasse dir die Richtung.


Jetzt sehe ich wieder die Hinweisschilder und folge ganz getrost und dabei werden Entscheidungen von mir abverlangt, die ich gar nicht entscheide. Das ist mir eine Befreiung... Herz über Kopf.


Ich bin dann doch nicht wieder zur Uni gegangen, um vernünftigerweise etwas zu Ende zu machen. In der Zeit des Examens war ich bei einem Yogaretreat. Du hattest mich an die Hand genommen.


Jetzt sehe ich wieder, dass hier der Weg weiter geht. Herz über Kopf beginnt meine Yogalehrerausbildung. Ich werde weg von Zuhause sein. Ich werde auf engstem Raum mit fremden Menschen viel Zeit verbringen. Ich werde fünf Uhr morgens aufstehen müssen. Aber ich werde Struktur bekommen in dem Wirrwarr meiner Suche, in meinem Verlorensein in der Yoga-Philosophie, in der Zeitlosigkeit meines Alltags Zuhause. Ich meinem Stillstand und dem schmerzlichen Begreifen der Notwendigkeit eines Weiterlebens, das anders werden wird und muss als das erste Jahr mit dir, verstorbenen an meiner Seite.


Du hast mich an die Hand genommen indem

ich die Hände anderer, die mir gereicht werden, sehen und annehmen konnte. Herz über Kopf. Jetzt sehe ich wieder.. dich an

meiner Seite, verstorben. 

Aber nicht im Herz und auch nicht in meinem Kopf.


Das reicht. Deine Hände reichen. Erreichen. (Oktober 2018)

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