Verweilen Im Erinnern

Verweilen. In Wochen. In Tagen. In Stunden. In Sekunden, in Momenten, in Augenblicken, in einzelnen Atemzügen.

Warten. Auf den letzten. Wochenlang. Tagelang. Stundenlang. In jeder Sekunde.


Genau vor einem Jahr - verweilen und warten. Ich wünschte, ich würde mich an jede Sekunde erinnern. Ich wünschte, ich würde mich an nichts erinnern. Beides gräbt noch tiefere Löcher in mir. In jeder Erinnerung verweile ich und es tut fast noch mehr weh als die Echtzeit damals. Auf jede fehlende Erinnerung warte ich und habe gleichzeitig Angst vor ihrem Auftauchen.


Wie haben wir die Wochen verbracht? Stunde für Stunde.. Augenblick für Augenblick. Wann bist du wach gewesen und wie lang? War es Donnerstag oder Freitag als du noch sitzen wolltest und ein Puzzle machen?

An welchem Tag sagtest du das einzige Wort, das ich nicht verstand, weil deine Aussprache begann schwammig zu werden und du Mund und Zunge nicht so bewegen konntest, wie gewohnt. Was war nur dieses eine Wort? 


Ich warte auf deine Antwort. Verweile in dem, was mir greifbar ist. Wische es weg und hole es wieder her, Stunde für Stunde. Und dann andersherum. Augenblicke wie Tage lang.


Lange Tage sind es gerade für mich, nur für winzige Augenblicke aus dem Jahr davor, noch mit dir. Verweilen.

Warten. Auf den letzten Atemzug. Gewiss ist er jetzt. Sein Zeitpunkt mir bekannt.


Und trotzdem warte ich auf ihn. Auf den, zu dem ich sagen werde: heute vor einem Jahr. Verweile. Stunde für Stunde. Warte. Tag für Tag. Auf den einen, an den ich mich sehr genau erinnern kann - da, wo Sekunden und Momente mehr und länger waren als Stunden und Tage. Da, wo einzelne Augenblick mehr von meinem Leben ausfüllen als alle Jahre davor. 


Unglaublich, dass der Tod auch nur ein Moment ist. Ein winziges Nicht-Einatmen. 

In dieser Winzigkeit werde ich wohl noch verweilen. Tage, Wochen, Jahre. Und mich erinnern. Und warten..

Was war nur dieses eine Wort von dir? 


September 2018




    

    


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