Kein Übrigbleiben. Ein Neues

Einst hatte ich mir geschworen, der Tod wird mir mein Liebstes nehmen - dich, aber sonst nichts mehr. Denn das ist schon fast alles, dachte ich, und hoffte leise auf ein kleines Übrigbleiben.

Ich ahnte nicht einmal schon bei deinem Sterben, dass alles brechen wird, was je nur hätte übrig bleiben können. Nichts blieb verschont, nichts konnte ich retten.

Ich, ich im Ganzen bin zerbrochen unter der Urgewalt des Todes, die sich nicht bezwingen lässt. Die Trauer -  geliebte Feindin - hat mich ausgegossen durch all die Tränen auf die ganze Welt. Und sie bezwang nichts, hielt nicht fest am Übrigbleiben, an diesem Ich, das nicht mehr war.

Sie ließ und lässt mich ausgegossen sein in allem und damit ganz werden in dem Zebrochensein.


Ich bin nun okay damit, zu leben ohne einen Rest, der übrig hätte sein können. Für mich wäre es für den Rest des Lebens ein erbärmlicher Rest meines eigentlichen Lebens gewesen. 

Ich lebe ein neues. In dem mein totes Kind mit dabei ist neben zwei lebenden Kindern, die mein neues Ich geboren hat. Ich leben keinen Rest, weil nichts übrig war aber die  Ganzheit des Zerbrochheit. 


26.11.2022

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