Fühlen



Wie es mir geht?

Fragt die innere Stimme und der kantige Alltag, der an allen weichen Stellen aneckt und schreiend nach der Trauer ruft. 


Ich zünde eine Kerze an vor ihrem Foto, während das Abendessen verbrennen könnte. 

Ich hetzte 30 Minuten durch den Feierabendverkehr um fünf Minuten am Friedhof sein zu können, bevor er schließt.

Ich bastele nicht MIT meiner Tochter, sondern Dinge, die ihr Grab schmücken könnten.

Ich höre traurige Lieder, weil die frohen mir körperlich weh tun. Dabei hat sie doch Frohsinn gelebt..

Ich lache über lustige Dinge, die meine lebenden Kinder tun ohne den Glanz in meinen Augen, der für immer verloren ist. 


Wie es mir geht?

Wie schön, wenn jemand aufrichtig fragt. Ich tue es auch. Und der Alltag stellt gnadenlos vor dieses Fragezeichen. Immer wieder. Ich würde mich leichter fühlen im Antworten, wenn die Frage nicht die Schwere der Erwartung tragen würde, wie ich zu fühlen habe. 

Dann würde ich erzählen können, was ich fühle, auch wenn ich lache. Und man würde vielleicht auch fühlen, was ich zu sagen versuche. Und ich würde fühlen, dass es ein Versuch ist zu verstehen. Dann wäre, wie ich trauere, mehr als eine Frage nach dem "Gut" hinter dem "Wie geht es dir?"


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