Meine (Kleine) Tochter

Mein drittes Kind. Meine kleine Tochter. Kleine Schwester. Mein zweites Mädchen.

Vor zwei Jahren erlebte ich das Wunder einer Geburt zum dritten Mal. Zum ersten Mal so voller Wunder. 


Meine kleine Tochter habe ich geboren auf demselben Fleckchen Erde, auf dem ihre große Schwester diese verlassen hat. In demselben Bett. Sterben und Geborenwerden. Nie standen sich beide Wunder so nahe. Nie davor und nie mehr danach fühlte ich mich dem Geheimnis, das beidem innewohnt, näher.


Meine kleine Tochter habe ich geboren nachdem ich dem Vollmond aus dem Wohnzimmer zusah und bei der nächsten Wehe den Sonnenaufgang im gegenüberliegenden Zimmer begrüßte. Der Mond schien immer noch. 


Meine kleine Tochter habe ich geboren an einem Tag, der Hochzeitstag ist von ihren Eltern. Ein kurzer Blick auf den Kalender bei der nächsten Wehe.


Meine kleine Tochter ist geboren und ihre erste Berührung mit dieser Welt, war die der Hände ihres Vaters. Auf dem Bett, an dem er den letzten Atemzug der großen Schwester begleitet hat. 

Da waren nur wir drei. Damals beim Sterben. Und nun bei der Geburt.

Alles ungeplant. Weil das Leben so spielt. 

Weil Hebammen wieder nach Hause fahren, wenn der Muttermund keine drei Zentimeter offen ist. Weil niemand damit rechnet, dass nur 45 Minuten später ein Baby da sein kann. 

Aber sie war es. Und so sollte es sein. Nur wir drei in diesem Bett.


Lange vor dem positiven Schwangerschaftstest wusste ich von ihr. Von ihrem Namen - A. Der dritte Buchstabe in Leas Namen, mein drittes Kind, kleine Schwester von L. und E. Dabei wollte ich nie drei Kinder...

Und habe geboren - ein drittes. 

Bei Vollmond und Sonnenschein. 

An meinem Hochzeitstag. 

In die Hände des Vaters. 

In dem Bett, in dem meine große Tochter starb. 


Heute singt sie Happy Birthday mit deutlichen Worten, erkennt die Zwei und ihre große Schwester auf dem Foto an der Wand, schläft in demselben Bett von damals und erinnert mich an Wunder.



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