Nichtmehr Und Nochnicht

Als du nicht mehr lebtest und noch nicht gestorben warst - ja, so möchte ich diese Zeit umschreiben. Kein Atemzug mehr und ein kalter kleiner Körper. Keine Bewegung, keine Regung und kein Ringen mehr um eine weitere Minute.

Aber gestorben warst du noch nicht. Alles war durch und durch von dir durchflutet. Der Raum, die Wohnung, meine Beine, die versagen, das Rascheln der Blätter, der kurz anhaltende Regen am Abend und die strahlende Sonne am nächsten Tag. Der erste nach deinem Tod und doch warst du noch nicht gegangen. 

In dieser Zwischenzeit hast du den Grundstein gebaut für alles zwischen den Welten, zwischen dir und mir für die neue Welt ohne dich mit dir.

Daraus schöpfe ich bis heute und habe noch lange nicht alles begriffen. Nur damals gefühlt, aufgesaugt und zum Glück aufgeschrieben. Sonst würde ich manches mir selbst nicht mehr glauben.

Und manchmal brauche ich doch noch eine zarte weiße Feder im richtigen Augenblick an der ungewöhnlichsten Stelle, die mich an wach macht für alles zwischen nichtmehr und nochnicht. Für uns, was wir nicht mehr sind und uns noch werden können - auch wenn du schon lang gegangen bist. 

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