Geh'Nicht

Mein kostbares Kind! Nun bist du schon seit sechs Monaten "gegangen..."


Geh nicht! Flüsterte ich, schrie ich, flehte ich in meiner Verzweiflung und Bodenlosigkeit - zu dir. Als ob du mich noch erhören könntest, da wo alle Mächte dieser Welt für meine Stimme taub geworden sind.

Wie in einem Gebet rief ich dich an, nicht zu gehen, während du schon seit ein paar Tagen so bewusst Abschied genommen hast... um ein paar Tagen zu gehen.

Geh' nicht! schrie lautlos mein Mutterherz. 

Geh' nicht, selbst wenn uns nur die Nacht bleibt. 

Geh' nicht! die Welt ist schön, selbst wenn wir in unserer Nacht ausharren müssen. 

Geh' nicht, du liebe Nacht, ich halte all dein Dunkel aus. Was hat der Tag nur angerichtet, dass er mein Kind immer näher bringt zum Gehen. 

Geh' nicht!,  geliebtes Kind! Vielleicht haben die Engel einfach Tag und Nacht verwechselt? Geh' nicht!, liebgewonnene Nacht.


Nach ein paar Tagen wurde selbst unsere Nacht zum Tag und ich rief stumm 

Geh' , geliebtes Kind!

unsere Nacht hat uns verlassen und ist dir zu einem viel zu mühsamen Tag geworden. Ich bleibe allein darin zurück.

Geh', mein geliebtes Kind! Damit du eine neue Nacht und einen neuen Tag beginnen kannst woanders.


Nach ein paar Tagen

bist du gegangen und ich schrie wieder  "Geh' nicht!". Über die Grenze deines Todes hinaus schrie ich, rief ich, flehte ich nach dir.


Nun bist du schon seit sechs Monaten "gegangen" und ich höre mich manchmal flüstern "Geh' nicht, mein geliebtes Kind!". Ein "Komm zurück" kommt mir immer noch nicht in den Sinn. 

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