Aufbruch. Gebrochen. Im Monat Acht Danach

Es ist nach wie vor dunkel und sehr still. Die Einsamkeit hat mich fest umklammert und ich versuche mich gelegentlich zu befreien, auszubrechen, aufzubrechen. Vergeblich - ich zerbreche. 

Manchmal bin ich wütend auf dich und dann wieder wütend auf mich. Und dann habe ich ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich scheinbar immer noch nicht gelernt habe, erwartungslos zu sein. Nein, ich warte auf deine Stimme im Wind, auf dein Lächeln in den Sonnenstrahlen, auf einen Dialog zwischen uns in meiner Mitte. Die weißen Federn am Wegesrand meines Pfandes, den ich ohne Ziel gehe, trösten mich so wenig wie die flatternden Schmetterlinge an deinem Grab. Ich komme mir auf einmal erbärmlich vor, mich darüber zu freuen. Irgendwas ist zerbrochen. Oder nur im Umbruch? Dabei waren das acht Monate lang mich begleitende Zeichen von dir, in unterschiedlichsten Formen und Arten. Begleitend, klein und unscheinbar neben den großen Wegweisern. Neben Menschen, die meinen Weg kreuzten und mir die Hand gereicht haben und aus deren Worten ich deine Weisheit hören konnte. Neben den Büchern, die zur richtigen Zeit, am richtigen Ort mit deiner Stimme zu mir gesprochen haben. Sie waren mein Aufbruch. In jeden neuen Tag ohne dich. In mein neues Leben ohne dich mit dir. Aufgebrochen sind wir, nur kurz nach deinem Tod, an das andere Ende der Welt. Da war diese besondere Insel, ein zauberhafter Besinnungsort und eine Yogalehrerin, durch die ich verstand, warum Yoga mein Weg werden wird auf der Trauerreise. Die ersten Puzzleteile setzten sich zusammen - Aufbruch. 

Von ihnen gab es einige bisher. Ich weiß, mein geliebtes Kind! Und ich halte mich daran fest, damit die Einsamkeit sie nicht verschlingt. Aber gerade zerbreche ich. Vielleicht ist diese stille Einsamkeit ein Umbruch, um zu lernen auch nur mit den weißen Federn in der Hand, ohne große Hinweisschilder, einen neuen Aufbruch zu wagen, während die Schmetterlinge an deinem Grab tanzen...


PS: morgen früh gehe ich zum Yoga, egal wie zerbrochen ich nach der kommenden Nacht sein werde. 

Ich lasse mich leiten von den Wegweisern bis zum nächsten Aufbruch. Bis die Einsamkeit gebrochen ist.

Vielleicht brichst aber auch du die Einsamkeit? 

Du fehlst. 

Ich liebe dich!

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