Artikel mit dem Tag "#mamablogger"



24. März 2022
Ich sehe ihn wieder. Den Tiefpunkt. Bin noch nicht angekommen, aber das Loch tut sich auf, die Erde rieselt hinunter bei jedem Schritt. Ich bin bescheiden geworden. Zu wissen, dass dieser Tiefpunkt dein erster Todestag sein wird, NUR der Tag, wäre schon erleichternde Gewissheit. Dem wird aber nicht so sein. Es werden lange sechs Wochen deines Sterbens sich jähren. Kein Tag. Sechs Wochen voller Gewissheit, dass du gestorben bist. Voller Zweifel, ob es wirklich passiert ist. Sechs Wochen langer...
18. März 2022
An leeren Plätzen, die ihre Leere durch deine Abwesenheit bekamen, bin ich dir nahe und voll von dir. Am leeren Spielplatz mitten in der Nacht. Im leeren Garten am Nachmittag. Im vollen Kinderzimmer zwischen den verstaubten Dingen von dir, an die ich mich klammere, obwohl sie hohl und leer sind und nur Dinge.. Und manchmal ist es umgekehrt und alle Dinge, Plätze, Orte sind so voll dir, dass ich ganz leer werde. Dann suche ich neue. Um dich dort - auch dort - zu finden, wo du niemals warst....
17. Februar 2022
Mein geliebtes kostbares Kind! Ich meine zu wissen, warum die Einsamkeit der letzten Wochen über mich hereinbrechen musste. Im Irrgarten der Suche nach dir, musste ich mich auf eine andere machen. Einsam musste ich nach mir selber suchen. Denn ich bin eine andere geworden. Fast schon ironisch, dass es gerade im neunten Monat geschieht. Neun Monate - wie damals, als ich schon einmal eine andere geworden bin. Du bist genau so lange in mir heran gewachsen und ich bin währenddessen Mutter...
17. Februar 2022
Mein kostbares Kind! Ich bin immer noch zerbrochen nach diesen vielen einsamen Tagen. Ich sehne mich nach Aufbruch oder doch eher nach Ausbruch? Ich habe bisher so viele Aufbrüche gewagt in das neue, nicht willkommene und nicht gewollte Leben ohne dich. Dein Papa und ich sind aufgebrochen ans andere Ende der Welt, auf eine (nicht einsame) Insel kurz nachdem du gegangen bist. Du, aufgebrochen bist, in eine andere Welt. Ich bin im salzigen Meerwasser geschwommen und schmeckte das Salz meiner...
05. Februar 2022
Es ist nach wie vor dunkel und sehr still. Die Einsamkeit hat mich fest umklammert und ich versuche mich gelegentlich zu befreien, auszubrechen, aufzubrechen. Vergeblich - ich zerbreche. Manchmal bin ich wütend auf dich und dann wieder wütend auf mich. Und dann habe ich ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich scheinbar immer noch nicht gelernt habe, erwartungslos zu sein. Nein, ich warte auf deine Stimme im Wind, auf dein Lächeln in den Sonnenstrahlen, auf einen Dialog zwischen uns in...
05. Februar 2022
"Wenn da Leben alles nimmt, was es ausmacht und erfüllt Wenn das Blut im Körper rinnt, doch dein Herz oft nichts berührt. Bist du dann, nicht doch schon tot? Nur ein Schatten, der hier weilt? Jemand, der durch tieftse Not nur im eigenen Tod einen Neubeginn ereilt?" Diese Zeilen schrieb ich im Monat Acht danach. Nach dem Tod meines Kindes. Sie haben ihre Gültigkeit. Sie haben ihre Berechtigung. Sie sind nicht falsch und auch nicht gefährlich. Sie sind nicht ein Fall für einen...
05. Februar 2022
Die Seiten füllen sich in meinem Büchlein. Ich blättere oft zurück, um einen bestimmten Text an dich zu finden und es dauert lange. Viel länger dauert das Zurückblättern auf meinem Handy, um Fotos von dir zu sehen. Da gibt es dieses eine, letzte von dir und danach einfach nur bunte Bilder, nichtssagend. Fotos von uns ohne dich. Fotos von der Welt, der du abhanden gekommen bist. Du bist aber nach wie vor meine Welt. Ich ertrage es nicht, dich nicht sichtbar machen zu können. Ich ertrage...
30. Januar 2022
Es ist still geworden um dich. Und es passiert etwas, dass ich für unmöglich gehalten hatte - es ist an manchen Tagen still geworden zwischen uns. Die Einsamkeit hat ihre Arme ausgebreitet und ich bin ihr in diese hinein gefallen, weil sonst keine anderen mich halten können an solchen Tagen. Und jetzt lässt sie mich nicht mehr los, hat sich fest gekrallt an meinen Schultern, die ohnehin unter ihrer Last zu zerbrechen drohen. Nein, ich bin nicht alleine. Ich bin nur einsam, weil du fehlst....
30. Januar 2022
Mein Kind ist vor sieben Monaten verstorben. Mein Kopf diskutiert mit sich selbst währenddessen die siebte Therapiealternative und ob die siebenfache Dosis des nicht-zugelassenen Medikamentes besser gewesen wäre als nur die zweifache. Mein Gehirn ist angestrengt und tut fast spürbar weh, während es sieben Wochen auf dem Kalender dazu addiert oder subtrahiert, um den genauen Zeitpunkt zu finden, an dem hätte alles anders verlaufen können, hätten wir ihn bemerkt. Sieben andere Ärzte...
22. Dezember 2021
Mein geliebtes, kostbares Kind. Es ist Februar und seit fast sechs Monaten bist du nicht mehr am Leben. Ich gehe alles durch, Tag für Tag aus dem letzten Jahr - die Zahl auf dem Kalender ist für mich ein Tag, ein Foto, ein Moment aus dem letzten Jahr mit der gleichen Zahl. Mit der Zahl drei über allem - als wir drei zusammen waren. Weißt du noch, der Februar war eigentlich ein guter Monat. Zumindest ein Teil davon. Wir dachten, tatsächlich die Hölle der Kinderonkologie verlassen zu...

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