Über- Gänge

Je länger eine Geburt auf sich warten lässt, desto mehr wird einer Schwangeren das Gefühl gegeben, es wäre etwas nicht in Ordnung.


Ich, ich die zutiefst verletzt wurde vom Leben, hat zutiefst Vertrauen in dieses Leben in meinem Bauch. Was ist denn mit allen um mich herum nicht in Ordnung? 


Ich muss in die Klinik, weil man das so macht. Man schickt mich wieder auf diese trostlosen, endlosen Gänge einer Klinik. Angst hat man nicht, was das mit mir macht. Gänge über Gänge passieren meine Füße und das Herz will nur nach Hause. Das richtige Zimmer suchend auf dem langen Gang. Fast wäre ich umgekehrt und dem Herzen gefolgt. Dann war da dieser Schmetterling im Aufzug und ich ging doch im nächsten Stockwerk den Gang entlang. 


Die Hebamme, mir ganz neu. Und gleich vertraut. Sie spricht von der Zeit der Übergange - die Geburt und der Tod. Sie weiß wovon sie spricht. Und ich weiß, warum ich den Gang gehen musste in der Klinik - um sie an meiner Seite zu haben.


Über- gegangen bist du, mein geliebtes kostbares Kind. Gerade in dieser Zeit wird dein Bruder einen anderen Übergang meistern. Aus dem heraus, wo ihr beide noch eins seid. Hierhin, wo du warst und alle Gänge heimlich kennst und mitgehst. Ich bin voller Vertrauen, auch wenn sie mich auf alle möglichen Gänge schicken. 

Über. 

Über diesen Gängen steht was anderes. Heimlich flüstere ich es euch beiden zu. Und ach ja, meine neue Hebamme nickt und begleitet mich den Gang hinaus.

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