Wochen. Bett

Wochenlang lag ich im Bett. Weil du im Bett lagst. Ich neben dir,

weinend, 

lächelnd 

im Nirgendwo, verloren im Verlieren von dir. Verloren in den Wochen, im Verlust deiner schwindenden Möglichkeiten und deines immer da gewesenen Lachens.


In demselben Bett liege ich mit deinem Bruder. Mein Wochenbett - dein Sterbebett, wenn auch frisch bezogen.

 

Ich liege lächelnd im Nirgendwo über dieses neue Bündel Leben auf meinem Arm, während mir die Brust schmerzt. 

Beim Stillen. 

Bei der ungestillten Sehnsucht nach dir.


Ich liege weinend, weil ich stillen darf den Hunger nach neuem Leben, während ich den Stillstand deines Herzschlags als Abdruck an meiner Hand trage. Diese Hand greift verloren nach dir, nach dir - der Verlorenen

und streichelt dem neuen Leben über das Köpfchen. 


Auf das frisch bezogene Bett tropft Muttermilch neben den Tränen. Zwischen Spuck- und Taschentüchern verloren wiege ich ein Baby und flüstere "es hat nichts mit dir zu tun.. es hat nichts mit dir zu tun, dass ich so traurig bin" wie ein Mantra. Noch Mal und immer wieder.


Mein Wochenbett. Dein wochenlanges Sterbebett, mein geliebtes kostbares Kind.

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