Über Deine Geburt

Aus deinem Tod heraus schreibe ich hier. Und manchmal denke ich, viel zu wenig, aus deinem Leben heraus. Und kaum über deine Geburt und was sie mit mir gemacht hat. Dabei ist sie ein ebenso einschneidendes Erlebnis, auch ein Übergang. Anders, aber ebenso bedeutsam, prägend, unvergesslich. So wie dein Tod mich in ein anderes Leben hineingeworfen hat, hat mich deine Geburt vorher schon neu geboren in ein Leben mit einem Kind. Zum ersten Mal...


Die Fruchblase war geplatzt. Hollywoodreif - mit einem richtigen Platsch mitten in der Arztpraxis. Ob die Arzthelferin oder ich aufgeregter war, weiß ich nicht. Unsere Gynäkologin lächelte und wählte die Nummer der Geburtsklinik. Das sei erst einmal seitdem es die Praxis gibt passiert, sagten sie und ich fühlte mich, uns und die bevorstehende Geburt als Etwas ganz Besonderes. 

Heute frage ich mich, was wohl alle gefühlt hätten, wenn wir um dein Schicksal gewusst hätten.


Zwölf Stunden später griffen meine Arme nach dir und kamen der Hebamme zuvor. Ich legte dich an meine Brust. Was für eine Geburt, sagte die Hebamme und ich verstand vor Erschöpfung nicht so recht, was sie meinte.

Heute weiß ich es. Deine erste Berührung mit dieser Welt, waren meine Hände. Heute frage ich mich, was die Habamme wohl gesagt hätte, wenn sie um dein Schicksal gewusst hätte.


Vielleicht: wenigstens das ist euch gegönnt. 


Ende November 2022

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