Weihnachten. Wieder Ohne Dich.

Alle auf der Suche nach dem Besonderen für den Heilig Abend, dem gewissen Etwas, dem Zauber, der an diesem Abend einfach nicht fehlen darf. Die Krönung werden die Kirchenglocken läuten von der frohen Botschaft vom Kind. Sie klingt anrührend, bringt Zartheit und Licht. Mir droht alles in der Nacht zu versinken schon vor dem Abend. 


Die Botschaft vom Leben durch das Kind in der Krippe kann so übermächtig werden, dass man in die Knie sinkt - nicht vor Ehrfurcht, sondern vor Trauer - um das eigene Kind selbst aber auch um den Betrug jener Botschaft, an die man so gern geglaubt hatte.


„Das Licht ist uns ganz nahe" ich erinnere mich, wie es klang, als ich auf der Lichtseite des Lebens stand. Ich erinnere mich, wie es klang, als ich um das Leben meines Kindes bangen musste an das Licht glaubend.

Heute überfällt mich die Finsternis. Die frohe Botschaft war Diagnose. Todesurteil meiner Tochter. Und dann kommen sie und sagen, die Nacht sei der Tag! - Frohes Fest!


Es ist aber nicht froh! Ich stehe nicht auf der Seite des "geretteten Volkes" ohne mein Kind. Nein, ich bin geworfen worden zu denen, die nach dem verlorenen Leben rufen. Nicht die Feier des Lebens ist der Heilige Abend für mich. Es ist die Nacht tiefster Sehnsucht, mit dem einzigen Wunsch, dass mein tief verwundetes Herz wenigstens eine Begegnung mit dem toten Kind erfahren möge. Und so, zwar nicht in der Geburt eines, aber im Tod meines Kindes, ein Weihnachtszauber das Herz etwas heilt.


Vielleicht liegt darin der Weg von der Verwundeten Nacht zur Heilenden Nacht verborgen. Eine Heilige wird sie nie mehr.


Ich bin auf der Suche nach diesem anderen Heilenden Abend.