..aber Sie sind gesund und alles ist gut und Sie können weitere Kinder bekommen - dieser Satz!
Haben Sie denn eigentlich zugehört, als ich gerade eben gesagt habe, dass mir mein Kind gestorben ist. Das Kind, das vierzig Wochen in meinem Bauch war und zwei Jahre in meinen Armen.
Aber das war es nicht, warum ich die Praxis nie mehr betreten habe. Nicht dieser Satz.
Sondern das Schweigen nach dem einen, den ich aus voller Brust und fester Überzeugung und leiser Überwindung durch die Lippen aus der Tiefe viel weiter innen in mir habe nach außen dringen lassen. Dass da Stille war und keine Frage nach meinem Kind. Keine Rührung oder Berührung, aus der heraus ich hätte nach diesem einen Satz weiter erzählen können. Von meinem Kind, das mir gestorben. Ich konnte auch nicht erzählen, wie viel Kraft mich eigentlich dieser Termin zur Vorsorge kostet. Wir schwer es ist, sich um sich selbst zu kümmern, wenn man sich nicht mehr um sein Kind kümmern darf. Wie viel Handern hinter der Entscheidung liegt, eine neue gynäkologische Praxis aufzusuchen.
Monate später, mit positivem Schwangerschaftstest in den Händen gab es kein Handern mehr, welche Nummer ich wähle. Nur den Wunsch, es möge in der alten Praxis diese Stille nicht auftreten, wenn ich den einen Satz sage - dass mir mein Kind gestorben ist.
Und da waren Arme, die sich um meine Schultern gelegt und Hände, die mir ein Taschentuch gereicht haben. Da waren Tränen, nicht nur in meine Augen und ich war nicht die einzige, die Leas Namen ausgesprochen hat.
Und dann stand auch derselbe Satz im Raum und klang ganz anders - Sie sind gesund und werden ein weiteres Kind bekommen. Jetzt erst war die Zeit für diese Worte, denn ich war schwanger.
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