Die Platzende Seifenblase - Ein Ausschnitt Aus Dem Montan Vier DANACH

„Ihr macht das wirklich super!“ - bekomme ich immer öfter zu hören, während für mich der wirkliche Alptraum gerade erst beginnt. Nach drei Monaten. Nach drei Monaten seit dem mein geliebtes Kind gestorben ist. Nach drei Monaten, die ich in einer Seifenblase verbracht habe, die jetzt ausgedient hat und kurz vor dem Platzen ist, weil die meisten Menschen keine Seifenblasen sehen. Weil es unmöglich ist, in einer Seifenblase aus einer anderen Welt zu leben, in einer Welt, die keine Seifenblasen mehr erkennt. Sie sind zu zart, zu zerbrechlich, zu dünnhäutig, fast unsichtbar, sie schimmern in undefinierbaren Farben...

Viele sahen mich darin, doch nicht die Seifenblase selbst, die mich umhüllt hatte und meinten deshalb zu wissen, ich würde es gut machen - zu ihrer eigenen Beruhigung natürlich. Wer sieht mich aber, wenn die Seifenblase geplatzt ist und ich es nicht mehr "gut mache"? 

Was meint ihr alle denn mit "gut"? An welchem Maßstab wird denn das Leben mit einem toten Kind gemessen, dass ihr meint zu kennen? Ich lebe mit einem toten Kind und fände es vermessen, I R G E N D E T W A S überhaupt in"gut" und "schlecht" einzuordnen. 

Wie gut... dass alle Ahnungslosen es besser wissen und mich trösten wollen mit ihrem "gut". Mit dem sie meinen, dass wir am Leben sind, dass wir uns aus purer Verzweiflung nicht einfach von der nächsten Brücke gestürzt haben. Mit ihrem GUTgemeinten „Das würde ich nicht aushalten - du bist so stark.". Mit ihrem verletztenden "Ich würde es nicht überleben, wenn mein Kind Krebs bekäme." Mit ihrem egozentrisch selbstverliebten "Ich wäre gestorben, wenn mein Kind sterben müsste." 

Tja, ich bin nicht selbstverliebt geblieben. Ich habe mich von jedem SELBST gelöst und bin in der selbstlosesten Liebe gelandet - zu meinem Kind. Ich habe es mir nicht ausgesucht, dass ich dessen Tod überlebe. Ich wäre zu gern mit gestorben!!! Ich wäre sehr gern statt meinem Kind gestorben!!! Aber ich hatte keine Wahl!!! Mich hat keiner gefragt, ob ich weiter atmen will.. Ich tue es. Ich muss es, aber nicht weil ich will. Sondern weil ich keine andere Wahl habe. Bedenkt das in der Ahnungslosigkeit des GUTgemeinten, das meine Seifenblase platzen ließ.

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