Weltgedenktag. Der sechste

Ich stampfe durch den ersten Schnee dieses Jahres. Leicht fallen die Flocken vom Himmel, schwer ist mein Schritt auf dem gefrorenen Boden. 

Dritter Advent, den wir nicht feiern können. 


Jedes Jahr aufs Neue ist da die fehlende dritte Kerze auf dem Adventskranz, weil nach der zweiten die Krebsdiagnose eingezogen war bei uns und sich seither durch jede Vorweihnachszeit zieht wie ein zäher klebender Kaugummi am Schuh, der meine Schritte noch schwerer macht. 

Jedes Jahr aufs Neue ist da der Advent, in dem  bereits dein Todesurteil mit den ersten Flocken den gefrorenen Boden bedeckte, während du noch gestampf bist auf demselben um deine Fußspuren im Schnee zu bewundern. 


Dritter Advent, den nicht feiern können und stattdessen zum sechsten Mal den Weltgedenktag für verstorbene Kinder als betroffene Eltern begehen. 

Du fehlst heute, wie in der ersten Sekunde als kein Atemzug mehr zu spüren war an meiner Hand auf deinem kleinen Brustkorb. 

Du fehlst in der ersten Schneeflocke eines jeden Winters und heute in dem knarzenden Geräusch des Schnees unter meinen Füßen.

Du fehlst, wenn ich nichts mehr tun kann, als eine Kerze für dich anzuzünden. Damit das Fehlen selbst leuchtet und du Licht sein kannst.


"Damit ihr Licht für immer scheine" - werden so viele Eltern heute vor einer Kerze am Fenster flüstern. Und ich werde es auch. Ich bin ein Teil davon. Und du ein Teil der Lichterwelle, die um die Welt geht heut. 






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