Hoffnungsvoll Ungewiss

Da bist auf Fotos du. Du, die alles überstanden hatte, was Krebs zu bieten hat. 

Du - mit Narben, ohne Ohrspeicheldrüse auf der rechten Seite und befreit um den einen Lymphknoten, der von Krebszellen befallen war und mit 36 weiteren drumherum weniger. 

Da bist du auf den Fotos. Krebsfrei. Scheinbar oder vielleicht war es wirklich so zu dem Zeitpunkt. Alle, 36 gesund entfernten Lymphknoten um den einen herum waren auch nach der Biopsie gesund. Aber nicht mehr in deinem Körper. Die Ohrspeicheldrüse fehlte auch. Aber dir fehlte nichts. Als wäre alles vorbei. Alles, was Alptraum ist und Hölle auf Erden. Wir hatten so viele Erden, an die wir uns geklammert hatten und du so viele Höllen überlebt. 

Das sieht man auf den Fotos nicht. Nur manchmal, wenn mensch genauer hinschaut.

Da bist du, viel schlanker als du vorher warst und fragend, warum deine Haare weg sind und ich dir ständig mit meinen Fingern im Nacken taste. Beim Einschlafen. 

Beim Aufwachen.

Immer war ich da. Und die Angst in meinen Fingern, die tasten. 

Davon gibt es kein Foto.

Da bist du, gereift um tausend Jahre durch tausende Momente, die alles andere als kindgerecht waren. 

Da bist du auf Fotos, die älter werden und du für immer zwei. 

Ich halte sie zwischen meinen Fingern und weiß nicht mehr, wie sich deine Hand anfühlte doch sehr wohl, wie es ein geschwollener Lymphknoten tut. Das ist gespeichert in meinen Fingern und auf keinem Foto zu sehen.

Ich taste mich immer wieder durch die Fragen, wie einem so viel Glück im Unglück passieren kann um dann durch die Finger zu rinnen und sich im Nichts aufzulösen...

Da bist auf Fotos und da ist Glück.