Schutzraum

Gehasste Räume der Kinderonkologie wurden eines Tages zu nicht geliebten aber gewünschten Schutzräumen. 

In der Jogginghose und mit nicht weggeschminkten Augenringen durch den Flur, tränenüberströmt im Aufenthaltsraum, zitternd im Aufzug mit der Hand am Bettchen, in dem mein Kind in dem niedlich schrecklichen OP-Hemdchen sitzt und geschoben wird. 

Flüchtige, leise Blicke des Verstehens und laute Schreie, die verstanden werden. Jede*r weiß um die anderen ohne Worte. Keine Mützen für das kahle Köpfchen, nicht verstecken, nicht schützen müssen vor ungewünschten Blicken. Und im Blick des Gegenübers nur die besten Wünsche lesen. Und die laute Verzweiflung.

Schutzraum. 

Weil wir da draußen so schutzlos waren. 


...


Heute setzte ich mich ins Auto. Leises Ankommen.

Musik an. Leise. Ganz leise. Mit dem ersten Ton lief die erste Träne.

Tränenüberströmt, mit nicht wegschminkten Augenringen, ohne Blicke, die nicht verstehen könnten, die Musik laut aufdrehen. Ganz laut, um hemmungslos schreien zu können.

Schutzraum. 

Weil ich da draußen so schutzlos bin. Und leise mit der lauten Verzweiflung. 



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