Wasser Auf Deiner Haut

Wasser auf deiner Haut. Um deinen gebrechlichen, schwachen Körper flüssige Wärme, nach der du dich so gesehnt hattest. Endlich keine Waschlappen mehr. Nur meine nicht wissenden, zögernden Hände und duftender Schaum. 

So ein bescheidener letzter Wunsch von dir -  baden. Dass du es wirst, zuhause, habe ich dir versprochen, bevor wir zum allerletzten Mal die Klinik verließen nach dem allerletzten Mittagschlaf in einem Krankenhausbett. 

Am Abend fiel es dir ein. Baden.

Im Zeitlupentempo sehe ich uns.. 

ausziehen im Liegen, nur nichts falsch bewegen, was dir Schmerzen verursachen könnte. Darin war ich mittlerweile geübt. 

Den Katheterschlauch hochbinden. 

Mich in die Wanne steigen.

Deinen Papa, der dich hineinsetzt, während wir uns nur durch Blicke verständigen, einander die Unsicherheit nehmen versuchen und jeder Handgriff trotzdem unsicher ist. 

Weißt du, an das erste Baden erinnere ich mich auch. Schweißperlen auf der Stirn und nicht routinierte Handgriffe voller Aufregung und dem stummen Warten auf deine Reaktion. Dieser feierliche Moment, sein Baby zum ersten Mal zu baden war so präsent als ich dich zum letzten Mal baden durfte. Weil es so ähnlich war.

Kein Handgriff saß, weil ganz andere notwendig waren. Schweißperlen mischten sich mit Tränen und es war "feierlich" auf eine andere Weise. Und bleibt unvergesslich. 

Das letzte wie das erste.


Und einmal mehr höre ich mich mir selbst sagen, dass Sterben Geburt rückwärts ist.

Wasser an deiner Haut - heute vor sechs Jahren, ließ mich das zum ersten Mal wissen.



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