Einfach Nur Ein Tag

Ein Leichenwagen fährt an mir vorbei. "Was für ein grässliches Wort" kann ich gerade noch denken, bis das Fühlen einsetzt. Ich habe nur eine Minute dafür - für das Fühlen und die Bilder in meinem Kopf. So einer stand an einem Montag Abend direkt vor unserer Haustür. Da hinein wurde mein Kind gebracht und ich stand zitternd daneben.

Heute ist Montag, mein Arbeitstag. Ich stand auf dem Parkplatz für diese eine Minute, bevor ich nach einem tiefen Atemzug den Raum betrat, in dem ich für fünf Stunden für zehn fremde Kinder Sorge und Verantwortung trage. Den Leichenwagen ganz weit geschoben, schob ich Holzautos auf dem Spielteppich und kleine Stühle in eine Reihe für ein Spiel. 

Sie sind da, lebendig und gesund und ich entlasse sie, mit allem, was ich geben konnte in die Arme ihrer Eltern. Und das, was ich zu geben hatte war so viel mehr als Arbeit...


Auf demselben Parkplatz nochmal durchatmen. "Feierabend - was für ein komisches Wort" kann ich gerade noch denken auf dem Weg nach Hause. Und dann die Arme aufschlagen für meine Kinder, die lebendig sind und gesund.

Eine Minute eines Zwischenfalls an einem Montag und ich trete in die Pedale des Fahrrads auf dem Weg zum Friedhof statt zum Spielplatz. Es ist okay. 

Die kleine Schwester dreht das Windrad am Grab während ich auf der Bank sitze und nochmal an den Leichenwagen denke. Nun länger als eine Minute auf dem Parkplatz heute früh.

Sie weiß nichts davon und spielt Verstecken hinter Leas Baum und pickt Rosinen aus der Tupperdose, die zum Glück im Rucksack war gepackt für den Spielplatzbesuch. 

Als ein paar davon auf dem Boden laden, fragt sie, ob Lea auch welche mochte. Tat sie.

Dann ist ja gut, dass welche herunter gefallen sind. Und dann dreht sich das Windrad am Grab und wir fahren nach Hause. Montag vorbei.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0