Er hat von seiner verstorbenen Schwester geträumt, sagt dein kleiner Bruder. Noch bevor wir uns einen guten Morgen wünschen, erfahre ich, dass du ganz alleine Lego bauen kannst nach Anleitung und ihm dabei hilfst, es auch zu lernen. Und den langen Weg zur Schule schaffst du zu Fuß, ohne dass Mama oder Papa tragen müssen..
Noch bevor der Rollladen oben ist, ist so viel Licht im Zimmer und ein paar schimmernde Tränen in meinen Augen.
Ich drücke ihm einen dicken Schmatzer auf die Stirn. Weiß nicht, ob ich mich freuen kann über diesen Morgen und dass er dir im Traum begegnet ist oder traurig bin, dass er von dir nur träumen kann und auch darüber, dass ich es seit Monaten nicht mehr tue.
Beim Frühstück bist du wieder da für ihn in einem kleinen L aus Brot. Mit einer leichten Selbstverständlichkeit stellt er den l-förmigen Brotrest zu deinem Foto und freut sich. Er ist nicht traurig, er hinterfragt nicht.. diese, eure Form einer Beziehung zwischen Bruder und Schwester. Er lebt sie!
und ich erlebe dich, ohne von dir träumen zu müssen.
Dass du da bist, inmitten von allem ein großer Teil unseres Leben, in winzigen Kleinigkeiten, ist keine Frage für ihn. Und ich erlebe dadurch viele Antworten meiner eigenen zweifelnden Fragen.
Das L aus Brot an deinem Foto trocknet im Kerzenlicht heute Abend und der Traum von deinem Bruder in einem anderen Sinn. Mama und Papa müssen dich nicht tragen, du gehst den Weg zu Fuß. Und dabei meine ich nicht die Bedeutung darin, dass du gewachsen bist. Wir sind es. Du warst schon immer groß.
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