Reisen

Als ich den Koffer gepackt habe, sah ich dich hinein klettern und "töff-töff-töff, die Eisenbahn" singen, wie damals vor unserem letzten Urlaub. 


Und dann schoßen mir im Sekundentakt Bilder in den Kopf zur selben Melodie als Papa und ich in Dauerschleife gesungen haben und die Eisenbahn so ziemlich alle Menschen, die du kanntest und alle Kuscheltiere sowieso mitgenommen hatte in den Urlaub, während dir unglaubliche Mengen an Blut abgenommen wurden. Röhrchen für Röhrchen wurde voll und rot gefärbt und die Wangen der Ärztin auch.


Ich zwang die meinen zu einem Lächeln bei  jedem "alleine fahren mag ich nicht, drum nehm' ich mir...wen, Lea? mit". Und wir sangen einfach weiter. Bis alle Röhrchen voll waren und die Eisenbahn aus allen Nähten platzte. 



Alleine reisen kann ich nie. Auch wenn ich mal alleine bin.

Die Trauer reist mit, wohin auch immer meine Reise geht.

Weißt du, mein geliebtes kostbares Kind, manchmal wünsche ich mir gar nicht mehr, dass es anders ist. Habe nicht die Erwartung, dass ein anderer Ort, das Meer, die Berge, die Sonne, wunderschöne Ausblicke und besondere Naturerlebnisse irgendetwas leichter machen. 

Wie tonnenschwer wäre da die Rückkehr, das Nachhausekommen mit der Trauer, die auf der Couch auf mich gewartet hätte, schrecklich wütend, dass sie allein gelassen wurde. 


Wir reisen Hand in Hand  - die Trauer und ich.

Wir reisen Herz an Herz - du und ich.

Wohin auch immer meine Reise geht.




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