Erinnerungen An Das Unerhörtsein Und Gehörtwerden

Müder und fragender Blick. Bei mir. Bei meiner 16 Monate alten Tochter. Was bricht da auf mich ein? Wieso holt mich niemand hier raus? Wann sind wir einfach nur Hause, das uns auf Einmal als der schönste Ort der Welt vorkommt. Wir haben die gleichen Fragen, meine Tochter und ich. Fragen, die wir beide laut in uns hinein schreien. 


Vielleicht kann ich diesem Alptraum heute ein Ende setzten, wenn ich nur auf dem Arm bleibe und mich einfach auf keine Liege eines Untersuchungszimmers mehr ablegen lasse? - höre ich meine Tochter ohne Worte, weinend sagen. 

Vielleicht kann ich diesem Alptraum heute ein Ende setzten, wenn ich nur mit ihr auf dem Arm weg renne. Renne, soweit und so schnell ich kann. Ich würde beim Mond ankommen, ohne erschöpft zu sein, wenn ich ihr dadurch, nur einen Bruchteil ihres Erlebten ersparen könnte. 


Müder, fragender Anblick durchdringt mich... bis in die letzte Faser. Dort drin, in der Netzhaut des Mutterherzens ist nichts mehr zu finden, als das Flehen. Noch nicht einmal das Flehen um das Leben des Kindes. Das Flehen, DAS was GERADE passiert, seinem Kind abnehmen zu DÜRFEN... Für den Moment...

Für das Herz, das bis in jede Faser, bis in die Netzhaut hinein, ein Mutterherz geworden ist, wäre das allein schon ein Erhörtes. 


Aber das kann ich nicht - unerhört bleibt selbst dieses Flehen. 

Mein Unerhörtsein - das kann ich nicht ändern.

Mein ungehörtes Schreien, weil stumm in mich hinein und das ungehörtes Schreien meines Kindes- das kann ich ändern:


Müder Blick von mir und ein nicht mehr stummes Schreien - zu der Ärztin.

Fragender Blick von meinem Kind, aber nicht mehr ungehörtes Weinen - zu mir.


Es ist auf meinem Arm - ERHÖRT. Und wird nie mehr, ungehört, gegen seinen Willen auf eine Liege gelegt um abgehört zu werden, weil es sich so gehört!

...


Müde, fragende Blicke der Ärzte - zu mir. Unerhört! - was ich mir für Rechte herausnehme. 

Stummes Verstehen bei ihren Blicken zu meiner Tochter. Denn es war stumm, im Untersuchungszimmer - sie hat nicht geschrien. 

Müder Blick von mir - zu der weiteren, viel zu langen Nadel.

Stummes Schreien von mir - beim Anblick meiner Erhörten. 

Mein Flehen wird unerhört bleiben.  



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