Artikel mit dem Tag "Lebenundtod"



15. März 2024
Ich habe ein Leben gelebt und lebe ein zweites irgendwie. Eine Zahl ist da nicht wirklich von Bedeutung, nur der Tag selbst. Ein Rückblick auf heute. Auf 35 Jahre. Auf zwei mit dir, mein geliebtes kostbares Kind, die für immer reichen müssen. Ein Wunscherfüllerlicht hattest du mir zum 28. Geburtstag geschenkt. Mein einzigster, innigster Wunsch, dich am Leben zu erhalten, ging nicht in Erfüllung. Seitdem tue ich mich wirklich schwer mit Wünschen - zerbrechliche Seifenblasen, die bunt...
28. August 2023
Du bist im Herbst gestorben und der erste kalte Wind nach dem heißen Sommer weht diesen Tod in noch warme Erinnerungen hinein. Sturmartig wie die Gewitter der letzten Tage. Als wir letztens beim Baden waren und ganz schnell die Sachen packen mussten und zum Auto rennen, dachte ich ganz fest und besonders an dich. Wie schnell doch alles ging. Sommer mit so viel Hoffnung an dein Gesundwerden und den Krebs besiegen. Der Aufeinmalherbst mit letztem Aufbäumen der letzten Hoffnung und ihrem...
19. Juli 2023
Im Sterben begleitet wurde mein Kind durch Musik. Ganz intuitiv ohne weitere Gedanken ließen wir sanfte Klaviertöne erklingen in dem Zimmer, wo der Tod schon wachte an dem Bett unserer Tochter. Die Musik aus diesem Raum, die ausgewählten Stücke begleiten uns seither. Beim letzten Abschied waren sie die Brücke zu den letzten Tagen im Leben mit ihr. In dem ersten Wochen danach war Musik die Audrucksform des Fehlens, des Schmerzes, der Traurigkeit. Ich wollte unbedingt nicht nur hören,...
10. April 2023
Fliehen können, wenn kein Kampf mehr möglich ist. Wenigstens das hätte ich mir gewünscht. Da war aber kein Fluchtweg und auch kein Hinweisschild zum Notausgang, dabei geschah mir die größte Not einer Katastrophe. Ohne Ausgang. Ohne. Ohne.. wurde zu einer Leere, die nichts je mehr erkämpften könnte zu einer Fülle. Vor der Leere habe ich nie zu fliehen versucht. Eher versinken in der Tiefe. Oder mich verstecken manchmal hinter Blumen. Ohne dich. Vor der Welt da draußen. Draußen ist...
01. März 2023
Ein Kindergrab. Schneeglöckchen davor Dein Grab. Wie grausam zärtlich schön. Fast sowas wie Hoffnung - der Frühling. Aus welch ferner Zeit stammen die gelesenen Worte an dich von gerade eben, vom ersten Frühling nach deinem Tod. Mein geliebtes kostbares Kind, du bist mir gar nicht so fern nur die Zeit mit dir ist es. Ich lese die alten Briefe und schreibe neue. Und lese die alten, immer wieder und die neuen werden zu alten aus ferner Zeit. Ein Frühling, ein Sommer, ein Herbst, ein Winter....
21. Oktober 2022
Ich führe viel zu oft Selbstgespräche - ganz gewiss zu oft. Das würden mir viele Psychiater/innen ganz gewiss bestätigen. Und ich würde darüber schmuzeln - gewiss, dass die Person nicht im Geringsten weiß um diese, ihre Art und noch weniger um die Tiefe, welcher sie entspringen. Ob es überhaupt Selbstgespräche sind! Eher doch ein Dialog, denn es gibt Zuhörer und manchmal sogar Antworten. Gewiss.. da ist stets die Eine, die Alles nur Gedachte, nicht Ausgesprochene und nicht ins Außen...
15. Oktober 2022
Facettenreich, bunt, düster unzähligber viele Muster hat jedes Sein. Werdend, wandelbar, Vergehens Beglückend, wachsend und dann elend ist jedes Sein. Leben, Lieben, Leiden, Sterben kreisend, vorwärts und zurück, weil nicht was war, wird jemals wirklich enden Das ist des Seins Glück.
13. Oktober 2022
Ich bin der Schatten meiner Selbst Wer vor dem Schatten läuft? - Das weiß ich nicht Wohin, wozu - möcht ich ihn fragen Doch Schatten haben keine Stimme Sie folgen stumm dem Vordermann in ihrem dunklen Schattenkleid gehüllt Sind Mal ganz klein Dann wieder groß Bis sie in Dunkelheit und Zeit vergehen
21. Februar 2022
Straßen. Wege. Pfade. Autobahnen. Schotter. Steine. Glatter Asphalt. Ebener Untergrund. Hügel. Berge. Täler. Hinweisschilder. Wegbeschreibungen. Karten. Kompasse. Alle wollen irgendwohin. Ziele sind Ikonen und strahlen im Heiligenschein. Alle beten sie an, voller Erwartungen. Sackgassen ohne Wendemöglichkeit.. Umkehren. Schritte zurück. Schotterwege. Unebene Straßen. Rasen auf der Autobahn ohne Schilder. Berge besteigen ohne Kompass, ohne Täler darunter. Straßensperren ohne Umleitungen....
26. November 2021
Müder und fragender Blick. Bei mir. Bei meiner 16 Monate alten Tochter. Was bricht da auf mich ein? Wieso holt mich niemand hier raus? Wann sind wir einfach nur Hause, das uns auf Einmal als der schönste Ort der Welt vorkommt. Wir haben die gleichen Fragen, meine Tochter und ich. Fragen, die wir beide laut in uns hinein schreien. Vielleicht kann ich diesem Alptraum heute ein Ende setzten, wenn ich nur auf dem Arm bleibe und mich einfach auf keine Liege eines Untersuchungszimmers mehr ablegen...

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