Artikel mit dem Tag "Lebenmitdemtod"



05. Januar 2024
Es ist nicht anstrengend, immer wieder andere Worte für denselben Schmerz zu finden.. Anstrengend ist die Tatsache, dass es nicht derselbe Schmerz ist Es sind so viele. Und jeder anders. Und mancher mir bekannte kommt in anderen Facetten. Und manch anderer ganz neu und unerwartet. Der Tod meines Kindes schmerzt, weht vor sich hin als leiser Unterton ganz gleichmäßig auch wenn ich gerade lache. Manchmal sticht er so gewaltig in der Brust, dass ich nach meinem Herzschlag taste. Nun das ist der...
27. Dezember 2023
Es ist gerade wirklich dünster dunkel um mich. Die Sonne scheint. Ich kann nicht aufhören zu weinen. Alle Fotos, auf welchen du lächelst, habe ich durchgesehen. Dass du fehlst, ist die große Überschrift. Aber da sind noch so viele Untertitel. Ich versuche ihnen Namen zu geben doch ständig kommt mir das Weinen dazwischen. Es war Weihnachten - fettgedrucktes Kapitel eines jeden Jahres in meiner traurigen Geschichte über dein Fehlen. Der Beginn eines neuen Jahres - ein weiteres. Ich habe zu...
08. November 2023
"So viele Dinge, die du nie lernen konntest. Aber so gern gemacht hättest - dann wenn du größer bist. "Dann wenn du größer bist" ist nie passiert und das wird so bleiben. Alles Neue, das sich deine Geschwister aneignen, erinnert mich heimlich daran. Auf Zehenspitzen angeschlichen kommt Wehmut über die kleinen Dinge. Dann, wenn die Freude darüber und lautes Klatschen in die Hände abgeklungen sind und es still wird. Dann sind sie alle da.. die kleinen Dinge, die meinen Alltag erfüllt...
02. November 2023
Helloween ist vorbei. Trotzdem schreibe ich diesen Text, denn nächstes Jahr kommt es wieder. Und dafür möchte ich Eltern Zuversicht mitgeben. Zuversicht, dass ihre Kinder auch dann genug Süßigkeiten bekommen werden, wenn sie als süß verkleidete Kürbisse "Süßes, sonst gibts Saures" rufen. Ich möchte Zuversicht da lassen dafür, dass Kinder kein geschminktes Blut um ihren Mund brauchen, denn es gibt schon genug Kinder auf dieser Welt, die wissen wie Blut schmeckt. Und meines, das nicht...
04. Oktober 2023
Wir sind eine Familie und sind zu fünft. Zwei Erwachsene und drei Kinder. Ich freue mich für meine Kinder, wenn sie Geschenke bekommen und bin traurig, wenn sie übergangen werden. Mein geliebtes kostbares Kind, es tut mir unendlich leid, dass du nicht bedacht wirst. Dass da nur zwei Päckchen für die Kinder stehen und nur zwei Namen zu lesen sind. Dabei seid ihr drei und eine Einheit - schon in den Namen selbst - ein L. Ein E. Ein A. Es tut mir leid, dass da Post kommt an uns als Familie...
14. September 2023
Ich bekomme das Früher mit Lea und das Jetzt mit ihren Geschwistern oft nicht zusammen. Oder viel mehr nicht mich von damals und mich jetzt. Natürlich bin ich einfach nicht diesselbe und man könnte sagen, dann passt es ja zusammen. Tut es aber nicht. Denn ein Teil von mir ist immernoch derselbe von damals - etweder der zerbrochenen, der neu zusammengebaut wird oder vielleicht ist es auch der winzige, der heil geblieben ist. Und ich mag es wissen. Und spüren. Ich will nicht Fotos betrachten...
15. Mai 2023
Wer bin ich ohne mein Kind? Ich las diese Frage irgendwo und versuchte sie für mich zu beantworten und konnte es nicht. Denn ich bin nicht ohne mein Kind. Ich bin mit meinem verstorbenen Kind. Das Ich, sich selbst zu finden, ist vielleicht die größte Schwierigkeit des Lebens nach dem Verlust des eigenen Kindes - da brennt die Sehnsucht nach dem alten Leben, damit auch nach dem alten Ich, das es aber nicht mehr gibt. Gleichzeitig ist noch lange kein anderes oder neues da. Leere. So leer wie...
27. April 2023
Da war Blut auf Kopfkissen, die sich doch eigentlich wohlig anfühlen sollten. Ich habe meines dir gegeben, in Sekunden ein neues frisch bezogen und ausgetauscht bei schwachem Licht der Nachtlampe, damit du nicht so ganz wach wirst. Rot auf rosa weg und irgendetwas hin, oft in nicht passender Größe für ein kleines Kinderkissen. Manchmal waren es Handtücher, die ich zu Kissen formte, weil kein Bezug mehr übrig war für diese eine Nacht, weil so viel Rot auf Rosa. Auf deinem und meinem. Da...
26. April 2023
Manchmal lache ich um nicht zu weinen, weil es nichts dazwischen gibt. Hätte ich die Wahl, würden immer die Tränen siegen. Oft habe ich keine, weil irgendetwas muss. Weil irgendjemand braucht. Der begehrte, weil lebbare Mittelweg aus kleinen Wellen (oder großen) zwischen bekannter Traurigkeit und neu gelernten glücklichen Momenten ist keine verlässliche Konstante der Trauer. Manchmal ist nur tiefer Abgrund und ich will versinken können im unendlichen Vermissen und mich hingeben der nie...
25. Februar 2023
Hallo Leben! Du hast mich wieder. Und ich habe aufgehört, dich zu hassen. Ab und an zeige ich dir den Mittelfinger, wenn ich mittendrin bin in dir. Weil du nicht das bist, was ich wollte. Dabei wollte ich gar nicht so viel, nur dass du selbst gewinnst über den Tod. Hast du nicht. Aber mich trotzdem. Da hast du wohl gesiegt und mich wieder gewonnen. Ich steige auf deine Berge oder nehme die Bergbahn. Und von ganz da oben, weiß ich nicht, ob ich den Mittelfinger dem Tal unten oder dem...

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